Donnerstag, 4. August 2011

Wie der goldene Inka und ein kleines Meerschwein die Wehmut weckten

So kamen wir also im LETZTEN Land unserer Reise an. Der LETZTE Monat war angebrochen und die LETZTEN Reiseplaene wurden geschmiedet. Erster Stop: Puno, noch einmal das tiefblaue Wasser des Titicacasees auf peruanisch erkunden. Wir machten uns also widerum per Boot auf den Weg zu einigen Inselchen und bewegten uns so laaaaangsam fort, dass wir nebenbei die vorbeiziehenden Schilfhalme haetten zaehlen koennen. Doch das taten wir nicht. Wir widmeten uns kreativeren Wegen, die Zeit zu vertreiben und feilten an unserer Kunst des Armbaenderknuepfens, was uns letzten Endes sogar Geld einbrachte, den die Touristen an Bord schienen uns tatsaechlich fuer Kuenstler zu halten und kauften uns pro Nase ein Armband ab.
So gelangten wir ein bisschen reicher an Geld und Erfahrung zu unserem ersten Stop: Uros, las Islas flotantes (die schwimmenden Inseln). Dieser Besuch sollte uns nachdenklich und ein wenig traurig stimmen. Die Bewohner dieser aus Schilf gebauten Inseln leben lediglich fuer und vom Tourismus: "Comprame, comprame!" (ungefaehr: Kauf mir etwas ab!), war das Einzige, das die winkenden Frauen in ihren unglaublich farbenfrohen Kostuemen herausbrachten, als der Bericht des Guides zu Ende war. "Mercedes-Benz!", rief eine und deutete auf ein buntes Spielzeugboot aus Stroh, das die Koenigsklasse der in der Gegend benutzten Boote darstellte.  Es war ein trauriges Bild.
Wir waren auch eher Erleichtert, als es weiter in Richtung der naechsten Insel, Amantaní, ging, die weitaus natuerlicher wirkte. Dort blieben wir die Nacht in einer zuckersuessen einheimischen Gastfamilie, tranken unglaublich guten Muña-Tee aus dem Garten - Zur Aufklaerung: Muña Muña war uns inm Argentinien als natuerliches Viagra fuer Maenner angepriesen worden; das weibliches Equivalent heisst Rica Rica; wieso wir nun gerade natuerliches Maennerviagra zu trinken bekamen bleibt fraglich - und speisten auf typisch peruanisch, mit vielen verschiedenen Kartoffelarten, Bratkaese und Quinoa (Info: http://de.wikipedia.org/wiki/Quinoa). Nach der Besteiguing des oertlichen Cerros und einem wunderschoenen Sonnenuntergang ging es am naechsten Tag auf die letzte Insel mit Namen Taquile und auch dort waren die Strassen leider nicht einfach flach, sondern mussten sich in schmalen kurven die Huegel hochwinden. Langsam fuehlten wir Hamburger Deernen uns wie Muenchner Bergziegen...
Zurueck in Puno liessen wir es uns nicht entgehen einmal im leben Cuy (zu deutsch: Meerschweinchen) zu probieren, was in Peru ja bekanntlich als Delikatesse gilt. Nanni hatte wahrlich Spass am sezieren (Schau dir das perfekte kleine Beinchen an! Und den Unterkiefer!), was vielleicht durch die Familie zu erklaeren ist, waehrend Hanni etwas zaghafter zu Werke ging, es sich jedoch nicht nehmen liess, die Niere des armen kleinen Tierchens zu probieren. Hirn, Augen und Zunge liess SIE aber lieber unangetastet.
Puno hinter sich lassend, fuhren wir der mystischen Stadt entgegen: Cuzco, Hauptstadt des Inkareiches! Umgeben und angefuellt mit unzaehligen Truemmern und Steinen, die ein ganzes Volk hinterlassen hatte...Da kommt doch Freude auf! Empfangen von einer goldenen Inkamaske, wurde uns wieder bewusst, wie wenig Zeit wir eigentlich uebrig hatten, bis die schoenste Stadt der Welt uns wiederhaette und Wehmut kam auf...
Doch wir liessen uns nicht unterkriegen und schmettern angekommen auf der Plaza de Armas erst mal ein Liedchen, was unterschiedlichste Menschen, wie WIRKLICHE, uns filmende Gringos, einheimische Strassensaenger ODER auch unsere alten Freunde Juan und Diego anlockte!!!  Die Wiedersehensfreude war so gross, dass Ihnen ohne weiteres Zoegern in ihre Hospedaje folgten und gemeinsam die naechsten Tage und zuallererst das grosse Abenteuer Machu Picchu planten! So erkundeten wir am folgenden Tag das heilige Inkatal, in dem uns im Besonderen die Steinansammlung mit Namen Saksaywaman (sprich(denglisch): sexy woman) auffiel, bei deren Ansicht Hanni und Nanni sofort zu singen begannen: Sexy woman, walking down the street...Wir waren ein wenig enttaeuscht, dass die Steine alles andere als sexy anmuteten und auch die fette Amerikanerin die vor der alten Ruine ein paar Lamas nachsprintete, war alles andere als heiss anzusehen...obwohl, DAS roecheln....wie auch immer.
Ansonsten tranken wir viel argentinischen Mate und planten einen Gringozoo, der sich hoffentlich irgendwann in dieTat umsetzt.
Am naechsten Tag sollte unser Abenteuer beginnen und so kauften wir fuer 3 Tage und 4 Personen Essen und packten unsere Rucksaecke um am naechsten Tag frueh aufzubrechen, der Inkastadt in den Bergen entgegen.
Zunaechst hiess das, fuer uns, die wir die guenstigste Wegvariante waehlten, einen Tag Bus und klappriges Taxi hinter uns zu bringen bis wir in Hidroelectrica eine 2 stuendige Wanderung begannen und muede vom nichts tun des Tages mit letzten Kraeften den Preis einer Hospedaje runterhandelten und nach verkochtem Reis und immerhin einem kalten Bier ins Bett fielen. Das war auch nur allzu richtig, denn es hiess um halb vier wieder aufzusterhen um das Rennen gegen den ersten Bus zu gewinnen und eins der heissbegehrten taeglichen 400 Eintrittskarten fuer den Huaynapicchu zu ergattern. So machten wir uns denn mit Taschenlampen und leichtem Tagesgepaeck ausgestattet auf den Weg, nur um mit weiteren Massen an Huaynapicchu-geilen Touris an der Bruecke zu warten, bis diese um 4:45 ihre Pforten oeffnete und der Wettlauf begann.Im Dunkeln kaum zu sehen, schlaengelte sich der schmale, steinige Pfad den Berg hinauf und wir unzaehlige Touristen kraxelten und keuchten auf ihm entlang, bis wir nach einer Stunde hoch roten Kopfes endlich die Eingangspforte erreichten und das ungewohnt weisse Ticket in unseren Haenden hielten. Wir kletterten noch einige Stufen hoch, machten ein paar obligatorische Fotos und liessen uns erschoepft auf irgendeine halb zerfallene Inkamauer  sinken, um zu fruehstueken und den wunderschoenen Sonnenaufgang zu erleben. Dann schliefen wir erschoepft ein. Zwei Stunden spaeter halb erfrischt erwachend machten wir uns auf den Weg, den Huaynapicchu in Angriff zu nehmen. Wenn auch ohne Juan und Diego, die ein Ticket fuer den fruehen Einlass um 8 bekommen hatten. Noch mal Berg auf, noch mal Keuchen, 1 Stunde spaeter oben angelangt die Mittagssonne und die schoene Aussicht geniessen; Man weiss wofuer man sich abrackert! Die Sicht auf die bewaldeten Gipfel ringsum und das Flusstal sind unbezahlbar. Man kann es schon irgendwie nachvollziehen, dass irgendein Inkachef seine Stadt dort oben hat bauen lassen - trotz der Strapazen. Wir entschieden mutig, auch noch den Mondtempel sehen zu wollen und machten uns auf eine weitere, steile Wanderung. Zwei Stunden weiteren bergaufs und bergabs, doch diesmal sollte es sich nicht lohnen. Die Anzahl, die es an Steinhaufen zu bestaunen gab, war enttaeuschend gering. Nach  dem steilen Rueckweg, weiterem Geroechel und viel Schweiss, kamen wir voellig fertig zum Machu Picchu zurueck, wo wir uns nach einer kurzen Mittagspause noch einmal aufrafften, um mit Juan den Rest verfallener Mauern zu bestaunen. Nur unser "Porteno de mierrrda" (alias Diego) hatte genug und machte sich auf den Rueckweg. Als wir es endlich geschafft hatten, den letzten Rest zerfallener Mauern zu bestaunen, fielen wir nach dem steilen Abstieg und einer Portion matschigem eigens zubereiteten Reis wie tot in unsere Betten. Der vielleicht anstrengenste Tag unseres Lebens war geschafft.
Zu einer um einiges moderateren Aufstehenszeit, sagten wir dem rauschenden Flusstal und dem kleinen Dörfchen Aguas Calientes und machten uns auf den Rückweg über Hidroelectrica, vorbei an Kaffee- und Bananenplantagen; immer den Zuggleisen folgend. Dort wartete leider Gottes nicht wie geplant unser Taxifahrer für den Rückweg auf uns, doch da sich die anderen fünf wartenden Taxifahrer um Kunden rissen, hatten wir bald einen guten Preis ausgehandelt und so konnte das unanstrengende Ende unserer Reise beginnen.
Zuhause angekommen (Unsere winzige Hospedaje in Cusco war so heimisch, das man sie nicht anders betiteln konnte) wartete eine Überraschung auf uns: Inaka,unser "abuelito" aus Bolivien hauste ab sofort auch dort. Als er den Raum betrat, konnten wir nicht anders, als in die Luft springen und Freudensschreie auszustoßen, so groß war die Überraschung ihn noch einmal wiederzusehen. Wir hatten ihn wirklich vermisst.
So brachen unsere letzten beiden Tage in Cusco an. Jeder Tag, der verstrich liess den unangenehmen Knoten in der Magengegend weiter anwachsen: Der Gedanke an die baldige Heimkehr verschreckte und, machte uns wehmütig und sehnsüchtig zugleich. Deshalb versuchten wir meist erfolgreich, diese Gedanken durch viele Unternehmungen zu verdrängen. So amüsierten wir uns die letzten zwei Abende bei Auftritten von Tribute-bands von "The Doors", "Nirvana" und Pink Floyd, wodurch Nanni durch ewiges Mitgrölen ihre Stimme einige Tage einzubüßen hatte. Doch nach der Dauerbeschallung durch peruanischen Cumbia und "Regeaton",waren diese Vorstellungen wie eine Erlösung für uns, da ist mitgrölen nicht nur erlaubt, sondern notwendig.  Nach dem widerholten Abschied von Diego, Juan und Inaki, mussten wir wohl oder übel nach vorne schauen und machten uns auf, den Amazonas zu entdecken, zu überleben. 14 Tage blieben, Busreisen zwingen zum Nachdenken. Der Knoten irgendwo in der Magengegend schwoll weiter an.

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